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grünes blatt 1/2-96 - Tschernobyl: die Katastrophe, der "Jubiläumsunfall", die Demonstration, ...:

10 Jahre Tschernobyl ... ist überall

Am 26.4.1986 um 1:24 Uhr explodierte der Reaktorblock 4 des Kernkraftwerkes Tschernobyl. 10 Jahre sind nun seit dem Super GAU vergangen, und es wurden noch immer keine Konsequenzen gezogen. Tschernobyl kann sich jederzeit wiederholen.
Bei einem Versuch wurden in der Nacht vom 25. auf den 26. April 1986 im Reaktorblock 4 des KKWs Tschernobyl die Regelstäbe, die sonst automatisch ein &Uml;berhitzen des Reaktors verhindern, zur Kontrolle der Kettenreaktion weit herausgefahren und das Sicherheitssystem wurde abgeschaltet. Um Mitternacht hätte der Versuch eigentlich längst zu Ende sein müssen, doch er war es nicht. Nach Mitternacht war aber kein Ingenieur zur Beaufsichtigung des Versuchs mehr in der Steuerzentrale.
Um 1:23 begann eine dumpfe Vibration und die Regelstäbe wurden durch den manuell betätigten Notauslöser eingefahren, doch das Einfahren dauerte zu lange und es war schon zu spät. Wenige Sekunden später explodierte der Reaktor. Die Alarmsirenen gingen an, die Instrumente blinkten, ... . Reaktor 4 brannte und hatte ein großes Loch. Am Morgen setzte dann auch noch eine Kernschmelze ein und die Brennstäbe verschmolzen.
Die anderen Reaktoren wurden erst 24 Stunden später abgeschaltet.
Nach den Löscharbeiten starben viele Feuerwehrleute. Sie mußten in Bleisärgen beerdigt werden, da sie so stark strahlten. Diese Feuerwehrleute und die Angestellten des Kraftwerkes, die in den nächsten Monaten an den Folgen starben, gelten offiziell als die einzigen Opfer. Doch viele weitere zehntausend Menschen starben und sterben an den Folgen der Katastrophe, wurden Invaliden oder schwer krank. Noch heute erkranken viele Menschen an den Folgen und Babies werden mit Mißbildungen geboren. Offiziellen Angaben zufolge wurde 200 mal soviel Strahlung wie in Hiroshima und Nagasaki zusammen freigesetzt. Andere Quellen sprechen von noch höheren Freisetzungen.
In Deutschland waren besonders Bayern und einige Gebiete der DDR betroffen, doch die DDR-Führung verheimlichte das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe. Sogar einige Fälle von Schilddrüsenkrebs in Deutschland weisen auf eine mögliche Verursachung durch Tschernobyl hin.
In den Jahren nach dem Super - GAU von Tschernobyl räumten sogenannte "Liquidatoren" so weit es ging die Umgebung auf. Die Menschen aus der Dreißigkilometerzone um das Atomkraftwerk wurden umgesiedelt, aber oft nur einige Kilometer weiter weg. So entstand die Stadt Slawutitsch, in der die Arbeiter des Kernkraftwerkes wohnen. Hier haben die Bewohner eine Lebenserwartung von nur etwa 50 Jahren.
Inzwischen ist in Tschernobyl auch der Reaktorblock 2 nach einem Unfall stillgelegt worden, doch die Reaktoren 1 und 3 sind noch immer am Netz. Sogar viele Betroffene befürworten den Weiterbetrieb, da ihre Arbeit von dem Reaktor abhängt. Doch bis zum Jahr 2000 soll der Reaktor abgeschaltet werden, nicht zuletzt wegen finanzieller Problemen und dem Druck des Westens.


Fast genau zehn Jahre nach dem GAU ist in Tschernobyl wieder einmal ein kleiner Unfall passiert.
Während des Austauschens von Filtern an der Schutzhülle des zerstörten Reaktorblocks 4 wurde Feierabend gemacht und alles stehen und liegen gelassen, auch die alten, verstrahlten Filter, die noch nicht ordnungsgemäß eingepackt waren. Der Schichtmeister wußte nicht, wer die Filter abholen sollte, und so stieg die Strahlung in mehreren Räumen, die an den Reaktor 3 angrenzen, um das Vier- bis Siebenfache.


10 Jahre Tschernobyl, aus diesem Grund demonstrierten weltweit viele tausend Menschen, allein in Deutschland waren es über 20.000, die am 26. und 27. April demonstrierten. Am 27. fanden 5 Großdemos statt, davon auch eine in Magdeburg.
Die Magdeburger Demo stand unter dem Motto: "Wilde Kippe Ost", da zunehmend versucht wird, den westlichen Atommüll in Ostdeutschland zu entsorgen. Die Demo richtete sich auch gegen die Atommüllager insgesamt. Vertreten waren unter anderem Atomkraftgegner von den Standorten Morsleben, Greifswald / Lubmin, Gorleben, Schacht Konrad, Asse und den ehemaligen Uranabraumhalden in Sachsen und Thüringen. Bei den Abraumhalden und in Morsleben gilt noch DDR-Recht bzw. -Unrecht.
Die Forderung der Demonstranten war eine sofortige Stillegung aller Atomanlagen. ("Energiewende jetzt"). Nach einer vor kurzem durch das Ökoinstitut Feiburg durchgeführten Studie könnten in Deutschland alle Atomkraftwerke stillgelegt werden, da sogar am Tag des höchsten Stromverbrauchs nur zwei Drittel der installierten Leistungen genutzt wurden. Weiterhin könnten regenerative Energien stärker gefördert werden.
Um 11:00 Uhr trafen sich die Atomgegner am Bahnhof, am Jerichower Platz und am Sudenburger Bahnhof zu den Auftaktkundgebungen. Am Sudenburger Bahnhof waren es 30 Radfahrer, am Jerichower Platz mehrere hundert mit Bussen angereiste Atomgegner und am Bahnhof etwa 2000 weitere Demonstranten. Insgesamt waren es fast 3000 Gegner der Atomindustrie. Die Polizei war mit über 600 Beamten im Einsatz. RednerInnen waren am Anfang Heidrun Heidecke (Bündnis 90/Die Grünen), die Umweltministerin von Sachsen - Anhalt, der Leiter der BI Morsleben, ein Indianer aus Nordamerika, der von den Folgen des Uranabbaus erzählte und einige weitere. Frau Heidecke bekam einen Maulkorb, den sie an Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) zurückschicken soll. Ein bis zwei Stunden später setzten sich die Demonstrationszüge in Bewegung, vom Jerichower Platz aus über den Nordbrückenzug, den Uniplatz und die Otto - von - Guericke Straße und vom Bahnhof über den Hasselbachplatz. Um halb eins trafen die drei Züge auf dem Zentralen Platz zusammen, wo die Abschlußkundgebung stattfand. Während der Demonstartion wurde die Innenstadt weiträumig abgesperrt, was viele Autofahrer verärgerte. Weiterhin mussten viele Straßenbahnen lange warten. Dem Demonstrationszug, der beim Bahnhof startete, gesellten sich unterwegs über 50 Traktoren aus dem Wendland hinzu. Die Plakate der Demonstranten zeigten sehr oft Sprüche wie: "Nie wieder Tschernobyl", "Tschernobyl" oder die Sprüche: "Atomkraft Nein Danke" oder "Stoppt die Atomenergie, kämpft für das Leben". Besonders gute Sprüche waren an den Traktoren der Bauern angebracht, zum Beispiel: "Fällt der Bauer tot vom Traktor, steht er neben dem Reaktor". Weiterhin gab es sehr viele Sprechchöre.
Bei der Abschlußkundgebung redeten unter anderem Frau Rosemarie Poldrack, von der BI gegen das Zwischenlager Greifswald, ein Vertreter der Bauern aus dem Wendland und ein Weißrusse, der über die Folgen der Katastrophe erzählte, er meinte: "Die Erde ist unser einziges Haus und wir dürfen sie nicht zerstören." Weiterhin spielte zum Abschluß eine Band. Zwischendurch wurde eine Konferenzschaltung hergestellt mit der Hauptveranstaltung, einem Wochenendkongreß in Bonn, und den anderen Demonstrationen (in München gegen den teilgenehmigten Forschungsreaktor Garching 2, in Krümmel wegen der gehäuften Leukemiefälle, in Biblis wegen der vielen Störfälle und in Ahaus gegen das bestehende Atommüllzwischenlager). Die Demonstration in Magdeburg war die größte Anti - Atom - Demo in den neuen Bundesländern.

Jonas Lähnemann

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