grünes blatt 4-97 - Zukunftsmusik:
"FUTURE" Sachsen-Anhalts jüngste Partei
27.April 1998, ein Tag nach der sachsen-anhaltinischen Landtagswahl.
Das frischgewählte Parlament weist keine besonderen Neuerungen auf,
die FDP hat's mal wieder nicht geschafft...
Doch halt! Von den etablierten Parteien etwas überschattet, hat es eine
kleine, erst kurzlich gegründete Partei geschafft, sich auch ein
paar Sitze zu ergattern. Die Mitglieder sehen, verglichen mit den anderen
Parlamentariern, erstaunlich jugendlich aus - noch grün hinter den Ohren?
Was verbirgt sich hinter diesen Parlaments-Neulingen?
"FURURE - die Jugendpartei" nennen sie sich. Und sie wollen etwas
bewegen in der Politik!
Aber jetzt erst mal zurück in den Herbst '97. Da haben sich nämlich
ein paar Leute zwischen 17 und 21 Jahren zusammengefunden, die
nicht glaubten, daß "die Jugend" für Politik so gar nichts
übrig hat. Vielmehr waren und sind sie der Meinung, Jugendliche und
ihre Probleme im Politikalltag nicht genügend repräsentiert
werden - von wem auch? Die Jugendorganisationen der großen
Parteien haben gute Ideen und außerdem ein paar Parteiväter,
die ganz anderer Meinung sind. Kinder- und Jugendparlamente, wie es
sie schon in vielen deutschen Städten gibt, strotzen auch, nicht
unbedingt von Entscheidungskompetenzen. Was liegt also näher als
der Versuch, die Jugend für eine eigene Partei zu mobilisieren?
FUTURE - die Jugendpartei versteht sich bewußt nicht als fertige
Partei mit ausgereiftem Konzept. Sie ist offen für alle, die sich
aktiv an der Gestaltung der Zukunft beteiligen wollen - und im Gegensatz
zu vielen anderen politischen und anderweitigen Gruppierungen scheinen
die Leute von FUTURE das wirklich ernst zu meinen.
So lassen sich die FUTURisten auch Zeit bei der Aufstellung eines Programms.
Zwar gibt es eins - bei dessen Erarbeitung übrigens auch ein
paar Jusos mitgeholfen haben - aber es trägt den Titel "vorläufig".
Das bedeutet nicht, daß es alle paar Wochen umgeschmissen wird, sondern
daß es sich auf Handlungsziele konzentriert, wie z.B. auf eine
zukunftsorientierte Arbeitsmarktpolifik, unabhängige
Kultureinrichtungen und eine umweltverträgliche Industrie.
Wie das konkret umgesetzt werden soll, wissen sie auch noch nicht. Aber
sie wissen, daß es dringend nötig ist für unsere
Gesellschaft; und sie sind der Überzeugung, daß es nicht
unmöglich ist.
Um aus dem größtmöglichen Sachverstand schöpfen zu
können, wollen sie mit vielen Parteien zusammenarbeiten und
Kompromißmöglichkeiten orten. Warum, so Mirko Stage, einer der
vier (vorläufigen) Sprecher, soll es denn in Sachsen-Anhalt nicht
Gymnasien mit 13 und solche mit 12 Schuljahren (und erhöhter
Wochenstundenzahl) geben, so daß der Schüler sich aussuchen
kann, welches System er wählt?
Gerade wegen ihrer Offenheit für neue Vorschläge und ihrem Ziel,
die gesamte Jugend zu vertreten, wollen sich die Leute von FUTURE auch
keiner bestimmten politischen Strömung zuordnen lassen.
Damit stellen sie in gewisser Weise ein Novum in der deutschen Politik
dar. Das besondere an FUTURE ist nicht nur, daß sie eine Altersgruppe
vertreten wollen, die bisher kaum politisch präsent war, sondern auch
die Reihenfolge, in der sie die Dinge angehen. FUTURE formuliert zuerst
seine Ziele und überlegt dann, wie diese erreicht werden können,
ohne sich gleich abgedroschene Abblock-Phrasen ("das gab's bis jetzt
nicht - Das wird's auch nie geben") abschrecken zu lassen. Dabei scheuen
sich die Nachwuchspolitiker auch nicht, Fragen zu stellen, auf die sie
(wie alle anderen) noch keine Antwort parat haben. Mit oberflächlichen
Argumenten und Scheinlösungen wollen sie sich nicht abspeisen lassen,
sie setzen auf weitblickende, gutdurchdachte Lösungen. Das sollte
eigentlich jeder unterschreiben können, und so bleibt zuhoffen, daß
FUTURE - die Jugendpartei keine Eintagsfliege bleibt, sondern sich
immer wieder einmischt, ob nun mit oder ohne Sessel im Parlament.
Ende Oktober findet der offizielle Gründungsparteitag statt -
Mitstreiter sind erwünscht.
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