grünes blatt 1/2-96 - Kommentar:
Wo soll das noch hinführen?
Krawalle, Proteste, Straßenschlachten, aber überwiegend friedliche
Proteste. So verliefen bis jetzt die beiden ersten Castortransporte
nach Gorleben. An dem immer größer werdenden Widerstand hat man
gesehen, daß die Menschen alles tun, um diesen Atommüll wieder dorthin
zu schicken, wo er herkommt, nämlich ins Atomkraftwerk. Diese
Einstellung ist auch vollkommen vertretbar, aber wenn es bei erst
friedlichen Demonstrationen, an denen jung und alt teilnimmt, im
Anschluß zu Massenschlägereien und Straßenschlachten kommt, nicht
zuletzt durch die Polizei ausgelöst, frage ich mich, wo das hinführt?
Der Atommüll war deutsch und deshalb muß er auch in Deutschland
gelagert werden. Friedliche Menschenketten und Schweigemärsche mit
Tausenden von Demonstranten können die Notwendigkeit von Castor-Transporten
verhindern, Straßenschlachten nicht. Greenkids e. V. hat am 8. Mai 1996
friedlich in der Magdeburger City demonstriert - für den Ausstieg aus der
Atomindustrie und den Stopp von Atomtransporten.
Ich persönlich bezeichne mich als Gegner der Atomindustrie, würde mich
aber nie an Gewaltaktionen beteiligen. Mit der Ankündigung der angeblich
120 Transporte von hochradioaktiven Brennelementen in das Zwischenlager
(Endlager 2000 ?) Gorleben brach eine riesige Welle des Protests aus,
die allen Verantwortlichen Anlaß zum Nachdenken geben sollte. Kann sich
denn unser verschuldeter Staat Castor - Transporte leisten? In wie weit
ist ein Polizeiaufgebot von 19.000 Polizisten - an einem Tag, an einem
Ort- vor der Weltöffentlichkeit als "demokratisches Land" zu vertreten?
Beim nächsten Transport werden noch mehr Leute Widerstand leisten,
sicherlich auch noch mehr militanten Widerstand. Wie gefährlich
wird das Ganze?
Ich könnte als Bundesfinanzminister für so eine Geldverschwendung kein
Verständnis aufbringen und würde dem Bundesumweltministerium in Sachen
"Castor" eine Haushaltssperre verhängen.
Christian Maleike
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